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Auszug aus "Die Petroleumlampe und ihre Bestandteile", 1896
Der Brenner.
Es ist wohl nicht übertrieben, den Brenner die Seele der
Lampe zu nennen: ihm fällt die wichtige Aufgabe zu, die
Verdunstung des Petroleums zu vermitteln, die Verbrennungsluft in passender Weise zur Wurzel der Flamme zu führen
und letztere selbst in ihren Anfängen zu stützen und zu
gestalten. Ja, auch die entwickelte Flamme, welche ihre
Führung im wesentlichen durch den Zylinder erhält, wird
meist noch von einem Gliede des Brenners, der Brandscheibe
o. dgl. beeinflusst. Gleichwohl ist diese Seite der Lampe
verhältnismässig stiefmütterlich behandelt worden und selbst
das wenige Bemeırkenswerte lässt schwer bestimmte Wege
erkennen, auf denen eine Vervollkommnung angestrebt
worden ist. Neben der flachen Flamme und der des runden Volldochtes hat sich als höhere Stufe der Rundbrenner entwickelt, welcher die Flamme als dünnwandigen Zylinder
hochsteigen lässt, indem er sie zu grosser Fläche auszieht und
ihr allseitig Luft zuführt. Aber auch die Verbindung des Flach und Rundbrenners, sowie die konzentrische Anwendung
mehrerer Ringbrenner ist versucht worden, freilich und natürlich ohne Erfolg, da das Mass des Oelverbrauchs und
der entwickelten Wärme wegen der von v. Helmholtz auch
nachgewiesenen geringen Durchlässigkeit der äusseren, für die
lichtstrahlen der inneren Flamme in keinem Verhältnis zu der
erreichten grösseren Lichtmenge stehen kann. Dagegen ist die
Vereinigung mehrerer Volldochtbrenner zu einem System, dem
Mitrailleusenbrenner, mehrfach mit Erfolg ausgeführt worden,
wenn schon letztere nicht so schwerwiegend gewesen ist, dass
(die Nachteile der Konstruktion auf längere Zeit hätten verdeckt
werden können. So hat eigentlich neben dem Flachbrenner
nur der einfache Rundbrenner das Feld behauptet.
Für die vollständige Verbrennung und sichere Entwickelung der Flamme ist die richtige Zuführung der Verbrennungsluft von Belang; jedoch auch die Art und Weise der Einführung, ob axial, radial oder schräg, spielt eine
Rolle. Fast natürlich ist das mehrfach zu beobachtende Bestreben, die Luft anzuwärmen, ehe sie die Petroleumdämpfte
trifft; der Umstand, dass die erhitzten metallenen Brennerteile
zur Luftleitung benutzt werden, macht die Vorwärmung beinahe selbstverständlich, ebenso wie die umgekehrte Wirkung.
die Kühlung des von der Luft durchstiichenen Brenners. Dies
dürfte auch Deimel nicht zu verhindern in der Lage sein, obgleich cr bei seiner Ausführung (Fig. 17) sein Augenmerk darauf richtet, die Wärme zusammen zu halten und so eine
vollkommene Vergasung des Petroleums zu erzielen. Den
Oberteil des Dochtrohres (d) weit überragend ist eine seitlich
geschlitzte Kappe (e) vorgesehen, welche in einigem Abstand
von einer Isolierkappe /f) aus schwer schmelzbarem Glas
konzentrisch umgeben wird. Des weiteren befindet sich auf
dem Träger ein bauchiger Zylinder (B), welcher zwischen sich
und der Kappe (f) einen isolierenden Luftring (P) einschliesst.
Die Durchlässe von (e) und (f) sind nach der Flamme bemessen. Die Luft tritt zwischen (def) vorgewärmt zum Fuss
der Flamme. Weniger einleuchtend erscheint die in Fig. 18
abgebildete Konstruktion, welche die Zuführung der Luft zum
Flammenfusse bezweckt. Es ist deshalb innerhalb der die
Dochthülse (a) umgebenden Kappe (W ein Ringrohr (b) eingelegt, welches radial nach innen gerichtete Löcher besitzt. Der einerseits geschlossene Ring steht andrerseits durch
Rohr (fg) mit einem Trichter (m) inVerbindung. Beim Brennen
der Lampe soll nun auf ihrem Wege sich erwärmende Luft
durch (mgfb) und die Löcher (6) angesaugt werden.
Lufterhitzung und gleichzeitige Brennerkühlung erstreben
auch Price und Mole, welche ihre Vorkehrungen für einen
Flachbrenner treffen; sie wollen eine helle, geruchlose Flamme
bilden. Es ist in (Fig. 19) (@) die flache Dochthülse und («)
cine nach unten erweiterte Kappe, welche seitliche Löcher (ec!
und den Flammendurchlass (b) aufweist. Eine zweite Kappe (@)
hat einen in der Mitte etwas weiter gehaltenen Schlitz (@I) sowie > schräg nach innen unten, bis über die innere Kappe (c)
greifende Ablenkungslappen (f), welch letztere der Flamme
eine runde Form (?) zu geben und Geruch- und Russbildung
zu verhindern bestimmt sind. Der um () sich bildende Oelddampf wird der Flamme zugeführt. Neuerdings haben
Ir, Stübgen & Co.*) die Dochthülse mit durchgehenden Kannelierungen versehen (Fig. 20), welche sich entweder auf nur
eine oder auf beide Hülsen eines Rundbrenners erstrecken
können. Einmal soll bierdurch die Saugkraft des Dochtes erhöht werden, weil er nicht durchweg gedrückt wird, dann
aber wird erreicht, dass Luft mit Oeldämpfen gemischt aus
dem Oelbehälter zwischen Docht und Hülse zur Flamme gelangt, indem sie sich auf ihrem Wege erwärmt. Anstelle
der Kannelierungen der Hülse können mit dem Dochte vereinigte, in der Längsrichtung desselben verlaufende Wulste (a
treten (Fig. 21).
Bemerkenswert ist die von Cautius durchgeführte Vergrösserung der Verdampfungsfläche des Dochtes, ohne Verstärkung desselben, eine Einrichtung, welche von W. Kersten
praktisch verwertet und später vervollkommnet worden ist.
Die Brennfläche des Runddochtes ist als senkrechter Zylinder («)
von angemessener Höhe ausgebildet (Fig. 22). Der Docht wird
nach oben durch eine Kappe (c) abgeschlossen, seine freie
Fläche ist entweder, wie in der Abbildung, innen oder aussen
vorgesehen. Eine Hülse (b), welche bei aussen befindlicher
Brenndochtfläche nach aussen verlegt wird, ermöglicht durch
Verschieben die freie Brennfläche zu verändern und demnach
die Flamme zu regulieren, letztere auch auszulöschen.
Die Brandscheibe an sich ist zum Ausbreiten der Flamme
eines Rundbrenners stets mit Erfolg angewendet worden; sie
kann natürlich nur mit dem Zylinder zusammen arbeiten,
welchem die Verpflichtung obliegt, die Flamme oberhalb der
Brandscheibe wieder zusammen zu ziehen und sie so zu
festigen. Enes hat die Scheibe wohl auch als Schutz für das
innere Brennerrohr gegen Unreinigkeiten, welche beim Putzen
des Dochtes abfallen, benutzt, indem er sie vertikal federn
lässt, so dass sie beim Reinigen des Brenners bis unter den
Brennerrand nach innen gedrückt werden kann. Für die Jetztzeit interessant ist der Vorschlag von Zorn,*) die Brandscheibe
aus einer Glühmasse herzustellen, sie also zur Beleuchtung mit
heran zu ziehen, als Masse wird speziell Asbest genannt,
welches mit einer beim Glühen metallisches Platin ausscheidenden Platinsalzlösung (Platinchlorid) getränkt wird.
Es sei hier eingeschaltet, dass man versucht hat, die Flamme
von aussen mittels eines Brandringes zu fassen. Ditmar (Fig. 23)
bedient sich eines solchen; sein Ring (4) besitzt einen konstanten Durchlass (©) und lässt einen nach dem Zylinder
gelegenen Luftdurchgang (Z). Ist der übrigens auch als Hohlring u. dgl. ausführbare Ring (4) vertikal verschiebbar,
wie hier angenommen, so lässt sich (#) verändern und damit
offenbar die Flammenform beeinflussen: a
Indessen hat die Frage der inneren Luftzuführung, zu
deren Vervollkommnung man bekanntlich Spiralen in das
Innenrohr eingesetzt, welche man aber auch regelbar eingerichtet hat, es nahe gelegt, die Brandscheibe zur gleichmässigen Verteilung der Luft nutzbar zu machen. Sie ist
beispielsweise halbkugelförmig ausgeführt worden; ein Rohr
führt in’s Innere bis unter die Kappe der Halbkugel, während
seitliche Löcher die vorgewärmte Luft in die Flamme lassen.
Auch als eine siebförmig ausgebildete Kappe ist sie verwandt
worden, um die Luft innerhalb der Flamme thunlichst gleichmässig zu verteilen. Allzu grosse Vorteile können aber
solchen Einrichtungen kaum zugesprochen werden, so dass
man regelmässig zu der einfachen die Flamme ausbreitenden
Scheibe zurückgekehrt ist.